· 

Rückblick, Ausblick, das Rot & das Grün

Während eines Neujahrsspazierganges vor ein paar Jahren entdeckte ich unvermittelt eine kleine grüne Mooskugel, die sich fast trotzig in ihrem strahlenden Grün der Kälte entgegenstreckte. Sie hing sehr vital an einem ansonsten kahlen Ast, das war ihre einzige Aufgabe. Pure Existenz.
Um uns herum herrschte winterliche Ruhe. Es waren keine menschlichen Geräusche aus der nahen Siedlung, keine Vogelstimmen aus den uns umgebenden Bäumen und kein Verkehrslärm zuhören. Pure Stille.
Seitdem begleitet mich dieses Bild durch die letzten Tages eines jeden Dezembers.
Ich nutze dieses Zeichen der Natur - es ist auch dort Leben, wo wir es am wenigstens vermuten - um jedes Jahr einen Moment inne zu halten und einen Blick zurück zu werfen: Was war das für ein Jahr 2020! 
Im Frühjahr, mit Einsetzen der Pandemie, hatte ich spontan ein paar Quadratmeter Rasen umgegraben, um überwiegend Gemüse & Salate auszusäen und anzupflanzen. Ein wenig Selbstversorgung, ein wenig Selbsttherapie.
Während ich den Pflanzen beim Wachsen zusah, keimte ihn mir eine Ahnung und wuchs später die Gewissheit, dass uns dieser neue gesellschaftliche Zustand noch länger begleiten würde. Das Leben hatte ebenfalls seinen Spaten in den Boden gerammt und all unsere Schichten durcheinander gewirbelt. Wir krabbelten wie Mikroorganismen übereinander und versuchten uns gesellschaftlich mal mehr, mal weniger hektisch neu zu organisieren. 
Für äußeres Wachstum waren die gärtnerischen Bedingungen günstig, meine ganz persönlichen Highlights waren unsere Tomatenpflanzen der Sorte „Rote Murmel“ und die namenlosen Kartoffeln, die eine goldgelbe Farbe beim Kochen entwickelten und köstlich schmeckten (vielleicht auch nur, weil wir sie selbst angebaut hatten). Mit dem inneren Wachstum war es da schon etwas schwieriger...
Neue, sehr herausfordernde Lebensumstände bringen die besten und leider auch die schlechtesten Seiten der Menschen hervor. Davon nehme ich mich nicht aus. Doch wenn man fokussiert auf das Gute blickt, kann man den Mangel nicht nur (er)tragen, sondern auch (aus)halten. 
Einige Projekte waren zu ambitioniert: Das HOCHBEET kam viel zu wenig zum Einsatz und nachdem die essbaren Blüten den grünen Salat und die rote Beete völlig überwuchert hatten, gab ich zum Herbst hin auf. Im Frühjahr 2021 werde ich mit einem Frühbeetaufsatz einen neuen Versuch starten und ein thematisches Asia-Beet darin anlegen. In den HOCHBEETBÜCHERN von Doris Kampas findest du Pflanztipps dazu. 
Gespannt bin ich auf die beiden Säulenapfelbäume, die wir an meinem Geburtstag im November pflanzten: JARLE und RONDO werden uns mit etwas Glück schon im ersten Jahr ein paar knackige Früchte schenken. 
Wenn ich mir die vorherigen Kalenderblätter ansehe, überwiegt das Grün - bei aller Farbenpracht, die der Garten sonst noch zu bieten hatte.
Ich kann schon jetzt das „grüne Kribbeln“ spüren, während ich online in Gartenkatalogen stöbere und mir in Gedanken die neuen Pflanzungen ausmale. Neue TOMATENVARIATIONEN müssen unbedingt dabei sein. Im Hochsommer aßen wir bei flirrender Hitze während unseres Besuches in der KÖNIGLICHEN GARTENAKADEMIE einen erfrischenden Salat aus gelben, roten & grünen Tomaten mit Burrata, Oliventapenade und fruchtigem Olivenöl... ein unvergesslicher Genuss!
Eine Wunderkerze möge uns allen in der Silvesternacht die Dunkelheit erhellen und nicht nur gärtnerische Lust auf 2021 bereiten...kommt gesund im neuen Gartenjahr an!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0